- Claudia
Toskana Oktober 2020 #5
Nach einer ruhigen Fährnacht empfängt uns die Toskana am Morgen um 7 Uhr mit milden Temperaturen und bedecktem Himmel. Nun haben wir ein Risikogebiet gegen das Nächste getauscht. Die Zahl der Corona Infektionen ist hier nicht wesentlich besser. Wir beschließen, trotz allen Warnungen und Schlagzeilen der Medien, unsere letzte Woche Urlaub hier zu verbringen. Dafür planen wir auf der Heimreise rechtzeitig einen Corona Test ein. Wir sind aufmerksam und sorgsam, aber ohne Angst und Bedenken unterwegs.
Erst mal brauchen wir ein gutes Frühstück mit einem leckeren italienischen Café. Wir steuern die Stadt Lucca an, sie ist von Livorno nicht weit entfernt und wir haben gelesen, dass man sie gesehen haben sollte. Die Stadt ist noch verschlafen am Samstag Morgen, der Stadtgraben liegt im Nebel. Fast allein ziehen wir durch die Gassen, die von einer tollen Stadtmauer umgeben sind. Schnell findet sich eine Bar für unsere Frühstückswünsche. Noch ein bisschen bummeln und ein Eis später geht es auf zu unserem Schlafplatz für diese Nacht - nach Fiesole.
Der kleine Ort Fiesole liegt in den Bergen über Florenz und soll einen herrlichen Blick auf die Stadt bieten, besonders in den Abendstunden. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen, also Navi starten und auf gehts nach Fiesole ! Ein ungeahntes Abenteuer nimmt seinen Lauf ! Viel zu spät wird uns klar, dass uns das Navi auf der schnellsten Strecke nach Fiesole führt, fernab der etwas breiteren Hauptstraßen der Stadt Florenz. Zwei Ecken später stecken wir schon mittendrin in engen Gassen, links und rechts von meterhohen Mauern gesäumt 🙈. So verdammt eng, dass nicht klar ist, ob und wie wir aus der Nummer wieder heraus kommen. Auf einer Strecke von einem Kilometer tasten wir uns durch die tunnelartigen Gassen, hin und wieder müssen die Spiegel angeklappt werden, sowohl links als auch rechts maximal 20 cm Spielraum. Ich laufe vorweg und lotse, Daniel fährt, Anni filmt. Die Lage ist mehr als angespannt, wir kämpfen im Schneckentempo um jeden Meter, gefolgt von hunderten hupenden und schimpfenden italienischen Kleinwagen. Es scheint, als wäre diese eine Strasse die einzige befahrbare Straße in Florenz. Unheimlich erleichtert und einige graue Haare später erreichen wir eine der breiteren Hauptstraßen von Florenz und beschließen, diese auf gar keinen Fall wieder zu verlassen ! Fiesole muss aus diesem Grund gestrichen werden, unser Mog ist zu breit. Wir fahren trotzdem in die Berge, vorbei an einem völlig verfallenen „lost place“, einem verlassenen alten Hospital. Ein absolutes Muss für jeden Fotografen.
Von ein paar Radfahrern wurden wir inspiriert , dass die Gegend um Siena noch sehr schön sein soll und besser geeignet für unseren „Kleinwagen“. Also arrivederci Florenz und benvenuto Siena.
Um Siena zeigt sich uns das typische Bild der Toskana : Hügel, Felder, Zypressen, Olivenhaine und Weinberge soweit das Auge reicht. Eine Vielfalt an Farben und Eindrücken, besonders im Herbst. Hier sind wir wieder allein unterwegs, kein Urlauber weit und breit in Sicht ! Wir fahren ein paar schöne Offroadstrecken und treffen auf die kleine mittelalterliche Stadt San Giovanni d‘Asso, vor der wir übernachten (durchs Tor hätten wir nicht gepasst 😂). Hier wohnt fast niemand mehr, ein eigenartiges Gefühl, wenn man das Städtchen durchstreift und durch die Fenster und Tore schaut. Hier ist die Zeit echt stehen geblieben. Im Sommer ist das aber sicher ein wahrer Touristenmagnet.
Langsam müssen wir den Heimweg antreten, noch ein Stopp in Brixen und ab über den Brenner ...
zurück ins „ Desaster Germany „ - während der Heimfahrt wird auch hier der anstehende Lockdown verkündet ....weitere 24 Stunden später halten wir unsere negativen Testergebnisse in den Händen, offensichtlich sind wir ohne Angst und mit etwas Umsicht dem Virus vier Wochen lang um Längen voraus.
Zu Hause vor dem Kamin werden wir die dunkle Jahreszeit nutzen, die Bilder unserer Reise aufzuarbeiten und auf unserer Internetseite www.dontfollow4x4.de einzufügen.
Dann beginnt schon die Planung für das nächste Jahr.
...denn nach der Reise ist vor der Reise ...